Nachdem mein finnischer Kumpel zu drei Tagen Hochzeitsreise aufgebrochen war, bin ich ebenfalls auf Tour gegangen. Nach einer Zeltnacht bei Jyväskylä tat ich das, was ich außer Sportereignissen besuchen immer tun könnte: Bootfahren. Mit der Fähre gings über den Päijänne, den längsten See Finnland, und den Vesijärvi ca. 120 km Richtung Süden nach Lahti.
Für Fußball ist Lahti ja nicht wirklich bekannt, für Wintersport schon viel mehr. Jedes Jahr finden hier diverse Weltcups in Biathlon, Langlauf und Skispringen statt. 2001 war Lahti bereits zum sechsten Mal Austragungsort der Nordische Ski-WM. Sehr beeindruckend fand ich die Salpausselkä-Schanze. Eigentlich ist es ein Komplex aus drei Schanzen. Die Hauptschanze ist ein HS 130 (Großschanze), die beiden anderen sind HS 97 (Normalschanze) und K60. Bei der Anfahrt auf Lahti sind sie schon weit vom Vesijärvi zu sehen. Als Besucher darf man auf die Spitze der Großschanze. Was für eine Aussicht. Zum einen eröffnet sich ein herrlicher Blick auf den Vesijärvi, zum anderen liegt direkt hinterm Schanzenauslauf das Lahden Stadion. Das ist das erste Mal, dass ich ein Stadion aus der Luft gesehen habe. Sehr beeindruckend.
Vielleicht liegt es an diesem Blick, oder am schönen Wetter, oder daran, dass ich in Urlaubsstimmung war – dieses Stadion kommt in meiner Top-X Liste ganz weit nach oben. Ich bevorzuge eh Stadien mit verschiedener Tribünenarchitektur. Im Lahden Stadion besitzen Haupt- und Gegentribüne ein recht unterschiedliches Erscheinungsbild. Und die Kurve ist wieder ganz anders. Das ziehe ich dem
Ratinan Stadion in Tampere, bei welchen alles aus einem Guss ist, deutlich vor.
Das Spiel hielt dann eine deftige Überraschung bereit. Nicht etwas die Spielkultur; die war durchschnittlich. Auch war es nicht das mitreißende Publikum – unfassbar, selbst nach den beiden Toren war ich der einzige, der auf der Haupttribüne aufsprang. Alle anderen blieben sitzen und spendeten lediglich höflich Applaus. Finnisches Temperament anscheinend. Die Überraschung war die Einwechslung des FC Lahti nach gut einer Stunde. Ein gewisser Jari Litmanen betrat das Feld. Der Litmanen? Über 200 Spiele für Ajax Amsterdam. Champions League und Weltpokal Gewinner. UEFA-Pokal Sieger mit dem FC Liverpool und 106-maliger Nationalspieler Finnlands. Ja, er war es wirklich. Es war zu erkennen, dass Litmanen mit dem Ball was anfangen kann. Und in der 84. Minute zeigte er, dass er auch weiß, wo das Tor steht. Nach gutem Positionsspiel brauchte er nur noch einzunicken und erzielte damit Lahtis Siegtreffer. Eine Großaufnahme davon zierte die finnischen Sportseiten des nächsten Tages. Und ich war live dabei.
Aufstellung:
FC Lahti:
30 Mihail Slawuta, 2 Jorma Mäkipää, 3 Mikko Hauhia (21 Antti Pehkonen), 4 Jukka Koskinen, 6 Jarkko Koskinen, 11 Kari Arkivuo, 16 Kalle Eerola, 19 Njazi Kuqi (10 Jari Litmanen, 61 Min), 20 Jonne Kemppinen (7 Toni Järvinen, 61 Min), 99 Christian Sund
Tampere United:
1 Mikko Kavén, 5 Antti Ojanperä (11 Jussi-Pekka Savolainen, 46 Min), 6 Jussi Kuoppala, 9 Antti Hynynen, 10 Antti Pohja, 13 Sakari Saarinen, 15 Petri Heinänen, 16 Kari Sainio, 18 Toni Junnila, 19 Heikki Aho, 21 Janne Räsänen
Tore:
1:0 Jukka Koskinen, (10.)
1:1 Antti Pohja, (47.)
2:1 Jari Litmanen, (84.)
Gelbe Karte:
Petri Heinänen - Jarkko Koskinen