Noch im Juli dieses Jahres hätte ich nicht einmal einen Fußballverein aus Nordirland benennen können. Dann war ich in der Conference Quali bei
Pogoń Szczecin und hab den Linfield F.C. gesehen. Jetzt bin ich in Nordirland und versuche meine Wissenslücke weiter zu schließen. Uns so war ich heute beim Ballymena United F.C. zu Gast. Ballymena ist mit 30.000 Einwohner die siebtgrößte Stadt in Nordirland. Aber ich gebe zu, ich hab von der Stadt nichts gesehen. Wir waren ein paar Tage in Coleraine (gut eine Stunde nördlich von Ballymena) und ich bin aus Zeitgründen nur zum Spiel rein und wieder herausgefahren. Es war der Tag, an dem ein Unwetter über die irische Insel gezogen ist. Weiter südlich auf der Insel ist ein Spiel ausgefallen, tausende Menschen in Dublin hatte keinen Strom mehr und an der Südküste kam es zu Überschwemmungen. In Ballymena gab es „nur“ starken Wind und Dauerregen. Für die Spieler sah das unangenehm aus, aber auf der Tribüne war es auszuhalten. Bei dem herbstlichen Wetter gab es wieder das Kleidungsphänomen, dass sich Leute nicht entscheiden können, ob es Sommer oder Winter ist. Also die einen kamen in kurzer Hose, die anderen in Winterjacke und Mütze.
Gast heute war der Linfield F.C. (womit ich sie dann zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Wochen sehe). Es ist die Mannschaft in Nordirland mit der größten Fanbase. Die Entfernungen in Nordirland sind eh überschaubar, heute war die Anfahrt für die Gäste sogar unter einer Stunde. Dementsprechend war der Gästeblock sehr gut besucht, sogar besser gefüllt als der Heimbereich. Ich bin einfach zum Stadion gefahren und habe den Parkplatzschildern vertraut. Und ohne es zu wissen, stand ich auf dem Gästeparkplatz, direkt vor dem Gästeblock. Also gut, dann eben Gästeblock heute. Gästeblock war hier schlicht die komplette Gegentribüne. Das Stadion war somit zweigeteilt – Gästefans auf der Gegentribüne und alle anderen auf der Haupttribüne Kurve und/oder Stehplätze gibt es hier nicht. Die Stimmung war überschaubar. Aus dem Heimbereich kam nichts. Der Gästebereich hatte eine kleinere Gruppe (ich schätze so 25 Leute), die hin und wieder ein Liedchen angestimmt hat. Also Gästebereich war auf jeden Fall die bessere „Wahl“.
Irgendwann kam bei uns die Frage auf, ob die nordirische Liga eine Profiliga ist. Die Antwort: Ja und Nein. Es gibt Proficlubs wie Linfield und Amateurclubs wie Ballymena. Entsprechend war heute das Kräfteverhältnis auf dem Platz. Linfield hat von Anfang an Druck gemacht und kam zu einigen Chancen. Ballymena versuchte dagegenzuhalten, hatte aber Schwierigkeiten, eigene Chancen zu kreieren.
In der nordirischen Liga gibt es weder VAR noch Torlinientechnologie. Und so wurde ein eigentlich reguläres Tor von Linfield in der zweiten Halbzeit nicht gegeben. Ein Ball traf die Unterkante der Latte, sprang kurz hinter der Torlinie auf und dann wieder heraus. In Echtzeit nicht zu erkennen, aber später in der Zusammenfassung war klar zu sehen, dass der Ball eindeutig hinter der Linie war. Sei es drum, in der 83. Minute gelang Chris McKee noch der Lucky Punch. Ekstase im Gästeblock. Je länger es in der zweiten Halbzeit 0:0 stand, desto mehr hätte ich dem aufopferungsvoll kämpfenden Heimteam einen Punkt gegönnt. Doch so ein Torjubel ist einfach unersetzlich.
Fazit: Großartiges Gesamterlebnis und 31. Länderpunkt
Aufstellung:
Ballymena United F.C.:
Sean O’Neill (GK), Mikey Place, Scot Whiteside, Kym Nelson, Steven McCullough, John McGuigan (Fiontan O'Boyle 80'), Sean Graham, Fraser Taylor, T.J Murray (Lewis Tennant 88'), Ryan Waide (Jordan Gibson 80'), Johnny McMurray
Trainer:
Jim Ervin
Linfield F.C.:
Chris Johns (GK), Jack Scott, Daniel Finlayson, Ben Hall, Matthew Clarke, Kirk Millar, Chris Shields, Kyle McClean, Joel Cooper (Jamie Mulgrew 87’), Chris McKee, John Robertson (Darragh McBrien 71')
Trainer:
David Healy
Tore:
0:1 Chris McKee (83.)
Gelbe Karte:
Mikey Place, Steven McCullough, Kym Nelson, Sean Graham, John McGuigan - Chris Shields