Jedes Mal wieder stellt mich das Sprachgewirr in Luxemburg vor eine Herausforderung. Warum weiß ich gar nicht, denn genau betrachtet ist es ganz einfach hier, es werden so viele Sprachen gesprochen, dass schon immer irgendwas passt. Der gemeine Luxemburger spricht jedenfalls Letzeburgisch als Muttersprache, was im Weitesten mit dem Deutschen verwandt ist. In der Grundschule lernen die Kinder Hochdeutsch. Einige Fächer werden dann in Deutsch, andere wiederum in Französisch unterrichtet. Französisch besitzt wohl das höhere Prestige, Gesetze werden in französischer Sprache verfasst, und auch in Banken und der Gastronomie ist Französisch vorherrschend. Druck- und Presseerzeugnisse sind wiederum eher in Deutsch und Letzeburgisch zu finden. Und vor Gericht ist die Sprache egal. Englisch ist von den anderen (Fremd)sprachen Nummer ein und wird von den meisten beherrscht. Und zwanzig Prozent der Bevölkerung sind portugiesische Einwanderer, die ihre Sprache weiterhin pflegen und untereinander sprechen. Wie bestelle ich jetzt als Landesfremder mein Bier? In Deutsch, da meine Muttersprache und man es hier schon versteht? In Französisch, da die Ausschilderung in dieser Sprache ist (neben Letzeburgisch und eben nicht deutsch)? Oder in Englisch, da es dann für jeden eine Fremdsprache ist? Ja, zu viel Auswahl ist nicht immer leicht.
Um der Irritation noch eins draufzusetzen, war heute eine Mannschaft aus dem Kosovo zu Gast. Oder Albanien. Also offiziell schon Kosovo, rein nach den Fanutensilien hätte es allerdings auch eine Mannschaft aus dem Nachbarland sein können. Die Mehrheit der Kosovaren (knapp 90 %) sind Albaner und anscheinend ist diese Identität wichtiger als die des Kosovaren. Leider fehlt mir hier das Geschichts- und Gegenwartswissen. Ich fand es nur auffällig, die Nationalsymbole eines Nachbarlandes statt die des offiziellen Landes in der Mehrheit zu sehen.
Und wenn das nicht reicht, sitzt noch jemand mit einem T-Shirt “BSG Aktivist Schwarze Pumpe” nicht weit weg von mir. Da war ich dann sprachlos. Da fährt man weit in den Westen und der tiefste Osten ist schon da. Hab noch nach “BSG KernKraftWerk Greifswald” und “BSG Stahl Eisenhüttenstadt” Ausschau gehalten, leider ohne Erfolg.
Fußball gespielt wurde auch. Obwohl, eigentlich nicht so richtig. Rein sportlich gehörte der Kick zu den schlechtesten, an die ich mich erinnern kann. Vor allem die erste Halbzeit war ganz, ganz trockenes Brot. Pässe nach vorne ins Nichts, harmlose Abschlüsse aus 40 m und ich glaube keine Ecke. In der zweiten Halbzeit wollten dann beide doch mal ein Tor schießen. Da war etwas mehr Zug dahinter und die Torhüter mussten wiederholt ins Spiel eingreifen. Wobei ich Prishtina etwas zielstrebiger fand. Die beiden Pausenwechsel des CS Fola Esch hatte anscheinend dem Gast aus Prishtina mehr geholfen oder es war die berühmte Kabinenansprache der Kosovaren, die gewirkt hat. Ein 1:0 für den Gast wäre aus meiner Sicht verdient gewesen. Ein Tor fiel dann doch nicht. Es bleibt ein 0:0 auf dem Papier, in der Erinnerung bleibt es nicht. Aber genau das ist das schöne am Fußball, mal ist es Spektakel und mal nicht und man weiß vorher nie wann.
Luxemburg, Kosovo, Hoyerswerda – Fußballherz was willst du mehr!