Mal wieder Freitag, mal wieder 1.300 Bekloppte im Gästeblock. Und dies heute in der Benteler-Arena beim SC Paderborn 07. Die Benteler-Arena ist ein Stadionneubau und wurde 2008 eingeweiht. Es fasst aktuell 15.000 Zuschauer und könnte bei Bedarf auf 20.000 Zuschauer ausgebaut werden. Das Stadion ist ganz okay. Es wirkt recht geschlossen und erzeugt somit fast ein Hallengefühl. Jemand im Block meinte, wenn man noch einen Deckel draufmacht, ist es eine Fischbüchse. Besser kann man das Stadion eigentlich nicht beschreiben. Der Preis von 31 Euro für einen Sitzplatz (auch für Gäste) finde ich für die 3. Liga recht hoch. Neben der aktuell sportlichen Misere von Paderborn ist vielleicht auch das ein Grund, dass heute nicht mal 5.000 Heimzuschauer kamen.
Teams
Hansa ist entgegen aller Hoffnung mal wieder eher schlecht in die Saison gestartet. Nach einer enttäuschenden Heimniederlage gegen Lotte am 7. Spieltag stand die Mannschaft auf Tabellenplatz 16 und alles sah nach Abstiegskampf aus. Doch schon im nächsten Spiel bei Fortuna Köln trat Hansa so dominant auf, dass sie verdient einen 2:0-Auswärtssieg einfuhren. Es folgte ein 5:0 zu Hause gegen den FSV Zwickau - Hansa war nicht so überlegen, wie das Ergebnis ausdrückt, aber hat eben gewonnen. Und jetzt nach dem umkämpften 3:0 Sieg hier in Paderborn sieht die Tabelle schon viel freundlicher aus.
Wo der Weg von Paderborn hinführt, ist für mich nicht einzuschätzen. Vor zwei Jahren noch in der Bundesliga, befinden sie sich momentan im unteren Drittel der 3. Liga. Anscheinend hat sich die Mannschaft um Kapitän Tim Sebastian und unseren Ex-Spieler Christian Bickel noch nicht gefunden. Bitter wäre es schon, wenn der dritte Abstieg in drei Jahren folgen würde.
Spiel
Für mich spiegelt das 3:0 nicht wirklich das Spielgeschehen auf dem Rasen wieder. In der ersten Halbzeit hatte Paderborn deutlich mehr Ballbesitz. Hansa verteidigte konzentriert, ohne jedoch selbst gefährlich zu werden. Zur Halbzeit hab ich mir gedacht: “Ich bin froh, wenn wir den einen Punkt mitnehmen.”
Nach dem Halbzeitpfiff hat der Hansa-Block einfach weiter gesungen. Wahrscheinlich wussten einige, was noch kommt, und haben schon mal vorgefeiert.
Die zweite Halbzeit begann mit Schwung. Erst zwei Aktionen von Paderborn und plötzlich war der erste Angriff von Hansa im Tor. Es war ein schöner Lauf von Jänicke über die linke Seite mit anschließender Flanke, an die der Torhüter mit der Faust noch rankam, sie allerdings vor die Füße von Wannenwetsch boxte, der nur noch einschieben musste. Der Flankenlauf war super, der Abstauber glücklich - muss man mitnehmen. Beim zweiten Tor fiel ein Eckball direkt auf dem Kopf von Dennis Erdmann. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er musste sich weder bewegen noch hochspringen, stand einfach da und der Ball tropfte ins Tor. Ab dann war Paderborn nicht mehr zwingend, Hansa spielte die Zeit runter und die Heimfans gingen. Das 3:0 in der Nachspielzeit war schön herausgespielt und von Ziemer vollendet. An mehr als vier Hansa-Chancen kann ich mich auch nicht erinnern. Irgendwie komisch, es gab keine Szene bei der mal über eine versiebte Chance hätte stöhnen können. Der Ball war einfach dreimal drin. Das nennt man wohl effizienz. Und auf einmal stand der klare Auswärtssieg fest und ich wusste gar nicht richtig warum. Der Feierlaune tat das keinen Abbruch.
Banner
Im Gäste-Sitzplatzbereich befindet sich unter der ersten Reihe ein Werbebande. Jetzt hat Hansa so viele Fans mit so vielen Bannern, dass schließlich, nachdem im Stehplatz kein Platz mehr war und noch einige im Stau stehende Fans in der Halbzeitpause kamen, auch diese Werbebande behängt wurde. Zwei Ordner hatte allen Ernstes den Mut und den Plan, in den Block zu gehen und die Banner abzuhängen. Ja, es mag in der Stadionordnung Paragraf 7 Absatz 3 stehen, dass die Bereiche frei bleiben sollen, aber wer jemals selber im Block gestanden hat, weiß, dass das nicht zum Erfolg führen kann. Die Banner sind heilig und man fährt keine 600 km, um sie einer Werbebande zu opfern. Und so flogen die Ordner mehr oder weniger sanft aus dem Block.
Fans
Nach dem Spiel wollte ich noch in Ruhe ein Bier in der Stadt trinken und plötzlich bin ich mit meinem Hansa-Trikot in einer Paderborner Fankneipe gelandet - mit dabei auch Jürgen Patzer, der Fan des SC Paderborn. Alle waren ganz entspannt, wir hatte lustige Gespräche und ein Schnaps folgte auf den anderen. So mag ich Fußball. Im Spiel für sein Team schreien und nachher mit den anderen friedlich einen Trinken.
Fazit: Grandiose Stimmung, ein mäßiges Spiel, ein sensationelles Ergebnis und eine feucht-fröhliche “Fanfreundschaft”.