Vor fast 20 Jahren, im November 2005, hatte ich den ersten Anlauf gestartet, das Stade Louis II zu besuchen. Für den 3. Spieltag der UEFA-Cup-Gruppenphase war ich mit zwei HSV-Fans an die Côte d'Azur gereist. Sie hatten für sich und mich drei Karten im HSV-Gästeblock organisiert. Wir sind früh am Spieltag nach Nizza geflogen und im Flugzeug hat mich eine Erkältung/Grippe erwischt. Ins Hotel kam ich noch, doch da habe ich mich direkt mit Fieber ins Bett gelegt. So sehr ich das Spiel sehen wollte, aber da ging gar nichts mehr. So ärgerlich.
Aber nun, zwei Jahrzehnte später – man muss also nur warten können – gibt es die zweite Chance. Unser Familien-Osterurlaub hat uns ins westliche Ligurien verschlagen. Und von dort ist es ein Katzensprung bis ins Fürstentum. Und wie der Zufall es will, spielt der AS Monaco an diesem Wochenende zuhause und dazu noch gegen Racing Strasbourg, also das französische Team, zu dem ich den meisten Bezug habe. Top.
Monaco ist winzig – 2,1 km² Fläche, kleiner ist nur der Vatikan. Das Land erstreckt sich über gerade mal 3 km Länge und ist an seiner schmalsten Stelle nur 300 m und an der breitesten 1 km in breit. Man kann das Land somit locker an einem Vormittag zu Fuß erkunden.
Die Anfahrt mit dem Auto ist unkompliziert. Über das Land verteilt gibt es unzählige Parkhäuser mit einheitlichen Preisen. Eines davon – das Parkhaus „Stade Louis II“ – gehört direkt zum Stadion. Da wir Monaco aus nordöstlicher Richtung befahren haben und das Stadion ganz im Südwesten liegt, sind wir einmal quer durchs Land gefahren – und damit ungewollt auf der berühmten Formel-1-Strecke gelandet. Erst durch den Tunnel, dann direkt am Hafen entlang. In einem Monat findet hier der Grand Prix statt, und die Tribünen standen schon. Keiner hat uns zugejubelt, während wir mit 30 km/h durch die Straßen gezuckelt sind – hochkonzentriert, um keinen Touristen zu überfahren –, aber es war schon ein ziemlich cooles Gefühl, die Rennstrecke so hautnah zu erleben.
Monaco fühlt sich ein wenig wie ein Zoo an. Hinter den Hoteleingängen, Casinotüren und Autofenster leben die Reichen und Superreichen. Und auf den Straßen versuchen die Touristen mal hier und da einen Blick auf sie und ihre Autos und Yachten zu ergattern. Daneben gibt es einen tollen Ausblick vom Palastberg und eine interessante Altstadt. Und die 3,3 km lange Rennstrecke abzulaufen ist ebenfalls was Besonderes. Als Tourist hat mir der Tag in Monaco voll Spaß gemacht. Aber ob ich hier wohnen möchte? Ich glaube nicht wirklich.
Doch nun zum Fußball. In Frankreich ist es eng an der Spitze. Außer PSG, die sind längst enteilt, aber dahinter kämpfen Monaco, Marseille, Lyon, Lille und Strasbourg um die internationalen Plätze. Zwischen Platz 2 (AS Monaco) und Platz 6 (Racing Strasbourg) lagen vor dem Spiel nur drei Punkte – es ist also ein echtes Spitzenspiel heute.
Bei den Tickets hatte ich mich etwas verkalkuliert. Obwohl die Ticketpreise in Monaco recht günstig sind, sind die Zuschauerzahlen meist gering. Selbst die „Derbys“ gegen Marseille und Lyon waren nicht ausverkauft. Gegen andere Teams kamen keine 6000 Zuschauer. Das Stade Louis II hat 18.000 Plätze, und so wollte ich mir die Tickets an der Tageskasse holen. Doch einen Tag vor dem Spiel waren plötzlich alle Tribünen-Tickets vergriffen und nur noch Tickets in der Pesages, der Fankurve, verfügbar. Auch okay, dann wird es halt mit 14 € pro Ticket noch günstiger als erwartet. Wo der Ansturm für dieses Spiel herkam, weiß ich nicht. Gehen am Osterwochenende alle Monegassen zum Fußball? Oder hatte die Tabellenkonstellation ihren Reiz? Oder lag es am angebotenen Bundle mit dem nachfolgenden Heimspiel gegen Lyon? Egal.
Und an der Stelle ein kleiner Tipp für alle, die ebenfalls auf die Pesages (also die Hintertortribüne, wo auch die Heimfans sind) wollen. Auf der Webseite und auf den Tickets steht ganz groß und in Farbe, dass die Pesages “nur für Supporter des AS Monaco reserviert ist”. Das meinen die ernst. Jeder muss bei der Einlasskontrolle seine Jacke öffnen und sie prüfen, ob dort kein anderes Trikot drunter ist. Meine Tochter hatte eine Windjacke mit „Futsal Barcelona“ an. Nicht der FC Barcelona, sondern irgendein Club mit einem unbekannten Wappen. Die hat sie sich in Spanien in einem x-beliebigen Laden gekauft, weil es kalt war. Sie wirkt auch nicht wie eine Fanjacke. Aber egal, damit kam sie nicht rein. So groß wie der Hinweis überall stand, haben wir da nicht rumdiskutiert, war ja unser Fehler. Zum Glück stand das Auto ja direkt im Stadion-Parkhaus, also die Jacke zurückgebracht und dann kamen wir alle rein.
Das Spiel an sich war unspektakulär. Erst hatte Monaco Vorteile, dann kam auch Strasbourg zu Chancen. Das einzige Tor des Tages wurde vom VAR wegen Abseits zurückgenommen (wäre das 1:0 für Monaco gewesen). Und so endete die Partie ohne weiteren Jubel 0:0.
Es war eine gute Anzahl von Strasbourg-Fans am Start. Wie üblich haben sie die ersten 15 Minuten geschwiegen und ein Banner mit “Non a la multipropriete” präsentiert (Die Webseite der Ultra Boys90 zu diesem Thema ist unten verlinkt). Ab dann haben sie gut Stimmung gemacht. Leider waren sie recht weit weg, es gibt kein Dach für die Schallresonanz und es war ziemlich windig. Bei mir kam somit nur begrenzt viel an.
Die Monaco Fans sind ein kleiner Haufen, der 90 Minuten Gas gibt. In der zweiten Halbzeit wurde mit einem lauten Rums ein Böller gezündet und im Anschluss leuchtete ein Blinker im Block. Zwar reißt die Atmosphäre einen nicht vom Hocker, aber es sorgt eben doch für eine gewisse Stimmung.
Die Architektur des Grounds fand ich spannend. Diese Bögen hinter der Gästekurve, die fetten Säulen, diese uneinheitlichen Tribünen mit den abgestuften Dächern – das habe ich so in der Kombination noch nicht gesehen.
Fazit: Spannendes Land, spannendes Stadion. Sehenswert.