Als ich vor 20 Jahren schon mal in Nizza war, hatte der
OGC noch im Stade du Ray gespielt. Das war nicht gerade in der Innenstadt, aber noch in den näheren nördlichen Stadtausläufern. 2013 zog der Verein dann ins neu gebaute Allianz Riviera um – ein modernes Stadion ganz weit im Nordwesten von Nizza, direkt am Fluss Var gelegen. Es ist also wieder so ein neues Stadion, was j.w.d. (janz weit draußen) hochgezogen wurde, weil vermutlich nirgendwo anders erschwingliches Bauland mit Platz für die erforderliche Infrastruktur vorhanden ist.
Bei den Grüne-Wiese-Stadien ist das Parken für gewöhnlich einfach. Hier in Nizza habe ich das Parkkonzept hingegen nicht verstanden. Schon die Anfahrtspläne auf der Stadion-Webseite zu den verschiedenen offiziellen Parkflächen fand ich hochgradig verwirrend. Vor Ort hieß es dann, dass wir den angefahrenen Parkplatz nicht nutzen dürfen und wir wurden zum P3 verwiesen. Der P3 ist einen Kilometer den Berg hoch und kein richtiger Parkplatz, sondern ein langer, schmaler Schlauch neben der Straße, in dem genau für zwei Autoreihen Platz ist. Als wir ankamen, war der natürlich schon voll. Das scheint aber üblich zu sein und so wurde die rechte Spur der weiterführenden Straße zugeparkt. Ein Fußweg zum Stadion fehlt – man läuft einfach entlang der Zubringerstraße, welche ebenfalls zum Teil als inoffizieller Parkplatz verwendet wurde. Hatte ich so nicht erwartet, aber am Ende haben wir geschaut, was die Einheimischen machen und dann passt es schon.
Wir haben uns zur Feier des Tages (mein Sohn hatte Geburtstag) Tribünenkarten im Mittelrang gegönnt. Nobel geht die Welt zugrunde. Es ist nach dem
Estádio da Luz das zweite Mal, dass ich mit einem Aufzug zum Block gefahren bin. Genau genommen nicht in den Block, sondern zum Salon Rouge et Noir. Im Salon befinden sich die Verpflegungsstände und Stehtische. Durch eine Tür in der Glasfront geht es dann zu den Plätzen. Die Sitze im kompletten Stadion haben einen gehobenen Standard, aber wir hatten Sitze mit Armlehnen (!) - im Fußballstadion (!). Verrückt. Aber nein, wir waren nicht in der VIP-Lounge. Unsere Karten gab es für 31 €. Für Nizza ist das eine teurere Kategorie, aber in Deutschland zahlt man selbst für die schlechtesten Plätze hinter dem Tor mehr. Genau solche Ausstattung hatte Sepp Blatter wohl im Sinn, als er 2012 Fußball mit einem Opernbesuch verglich.
Zum Sportlichen. Der OGC Nice befand sich vor dem 30. Spieltag auf dem siebten Tabellenplatz und damit zwei Punkte hinter dem ersten internationalen Platz. Der SCO Angers stand als letztjähriger Aufsteiger auf Platz 14, drei Punkte über dem Relegationsplatz. Heute ging es somit für beide Teams um wichtige Punkte. Nizza war klar spielbestimmend und konnte die Überlegenheit in zwei Tore ummünzen. Angers war ziemlich harmlos. Nizza hatte anscheinend Mitleid und hat ihnen durch einen unbedrängten Fehler im Aufbauspiel ein Tor geschenkt. Manchmal ist es schon verrückt im Fußball. Nizza ist 90 Minuten klar überlegen. Im Handball und Basketball wären spätestens nach ⅔ der Spielzeit die Messen gesungen. Doch Nizza musste bis zum Schlusspfiff zittern, um diese hochverdienten drei Punkte einzufahren. Ging ja am Ende gut und somit rückt die Tabellenspitze der Ligue 1 noch enger zusammen.
Stimmungsmäßig war es ein gutes Brett der Ultras Populaire Sud. Das war dann schon ein paar Nummern über
Monaco gestern. Aus dem 1000 km entfernten Angers waren 25 Gäste angereist. Sie haben ein paar Fahnen geschwenkt und gesungen. Durch die Nähe zu den Heimfans und der Entfernung zum Gästeblock habe ich sie jedoch eher optisch als akustisch wahrnehmen können.
Fazit: Ist halt ein modernes Stadion mit begrenztem Flair. Aber einmal kann man es sich auf jeden Fall anschauen.