Vor genau zwei Jahren war ich das erste Mal in Stettin. Damals zur UEFA Conference League Qualifikation von
MKS Pogoń Szczecin gegen Linfield F.C. im Stadion Miejski im. Floriana Krygiera. Heute habe ich mal geschaut, was die zweite Mannschaft von Pogoń Szczecin so macht.
Pogoń Szczecin II spielt aktuell in der „III liga“, was die vierthöchste Spielklasse im polnischen Fußball ist. Die Liga ist in vier Staffeln eingeteilt. Szczecin spielt in Gruppe II, die die Woiwodschaften Westpommern, Pommern, Kujawien-Pommern und Großpolen umfasst. Zu Gast an diesem ersten Spieltag der Saison 2025/26 ist Pogoń Nowe Skalmierzyce. Nowe Skalmierzyce ist eine Kleinstadt mit weniger als 5.000 Einwohnern, im südöstlichen Großpolen, ca. 400 km und vier Fahrstunden von Szczecin entfernt. Paarungen, die noch weiter auseinander liegen, gibt es in dieser Staffel wenige. Mit Gästefans ist das in Polen ja immer so eine Sache. Mal dürfen sie nicht, mal wollen sie nicht. Keine Ahnung was heute der Grund war, jedenfalls waren leider keine Gäste vor Ort.
Das äußere Erscheinungsbild des großen Floriana Krygiera ist irgendwie verstörend. Das sieht eher wie ein Parkhaus, als wie ein Stadion aus. Keine Ahnung, was der Architekt sich dabei gedacht hat und keine Ahnung, wer den Entwurf durchgewinkt hat. Das Floriana Krygiera Akademia Junior fügt sich dieser Optik. Von außen ist das kaum als Spielstätte zu erkennen.
Ins Innere des Grounds zu kommen war nicht so leicht wie gedacht. Als ich davor stand, hieß es, dass der Einlass nur mit einem Online-Ticket möglich ist. Warum macht man sowas in der vierten Liga? Wahrscheinlich haben sie sich den Quatsch von Hertha abgeschaut. Da gibt es bei der
II. Mannschaft ebenfalls keine Tickets mehr vor Ort. Na ja, zum Glück war direkt vor mir ein deutsches Paar, die vor dem gleichen Thema standen, aber den Online-Shop schon offen hatten und direkt ein Ticket für mich mitgekauft haben. Danke nochmal dafür! Das Ticket kostete 10 Złoty, das sind gerade mal 2,35 Euro. Das ist fair.
Das Floriana Krygiera Akademia Junior bietet eine Tribüne für 600 Zuschauer. Zuschauer können nur von dieser Tribüne aus das Spiel verfolgen, Stehplätze gibt es nicht.
Die gesamte Anlage mit all den Stadien und Nebenplätzen wurde zwischen 2019 und 2022 komplett neu angelegt. Was ich dann nicht so ganz verstehe ist, warum sie die Verpflegung im kleinen Stadion „vergessen“ haben. Stattdessen bauen sie jetzt außen vor dem Stadion Verkaufstische und einen Grill, sowie ein paar Stehtische auf. So lange das Wetter okay ist, passt das ja irgendwie. Aber wenn es regnet, ist das mit Sicherheit für die Verkäufer kein Spaß. Und auch schön ist, dass beim Einlass die Online-Tickets gescannt werden, wenn man sich aber verpflegen will, geht man einfach raus und wieder rein. Das ist so der Widerspruch. Es ist alles modern, aber grundlegend Funktionelles fehlt. Es gibt einen Online-Ticketzwang, bei dem man die Ausweisnummer hinterlegen muss und am Ende rennt eh jeder rein und raus. Ich liebe diese kleinen Absurditäten.
Zum Sportlichen: Pogoń Szczecin II war von Anfang an spielerisch überlegen. Nowe Skalmierzyce versuchte hinter kompakt in einer 5er-Kette zu stehen. Das wirkte sehr defensiv von den Gästen. Nichtsdestotrotz stand es nach 22 Minuten 3:0 für das Heimteam. Das hätte böse enden können. Die Gäste fingen sich etwas und kamen sogar zum 3:1 vor der Halbzeit. In Gefahr war der Heimsieg aber nie. Am Ende siegte Szczecin verdient mit 4:1.
Da man ja, wie erwähnt, nicht um das Feld laufen kann, und damit keinen vollen Blick auf die Tribüne hat, ist die Zuschauerzahl für mich schwer zu schätzen. Ich denke, 200 waren es mindestens. Es war weit weg von Stimmung, aber alle konnten viermal jubeln.
Fazit: Nicht, was einen hier vom Hocker reißt. Aber der Re-Visit der Pogoń-Anlage nach zwei Jahren war schön, das weckte Erinnerungen auf. Zudem war ich schon deutlich früher im Ort und hatte ein paar Stunden Zeit durchs schöne Szczecin zu schlendern. Alles in allem ein sehr netter Tagesausflug.