Ich habe mittlerweile so einige Sportarten gesehen. Mit dabei waren Exoten wie
Rally und
Faustball, aber auch ziemlicher Blödsinn wie
Unterwasserrugby,
Quidditch und
Windhundrennen. Was mir allerdings noch gefehlt hat, war American Football.
Auch der Zugang zum Sport hat mir bisher gefehlt. Im Fernsehen habe ich hin und wieder ein paar Ausschnitte gesehen. Bei DAZN hab ich mal versucht, ein komplettes Spiel live zu schauen. Zur Halbzeit musste ich leider aufgeben, da ich die ständigen, mit immer wieder der gleichen Werbung gefüllten, Spielunterbrechungen nicht mehr ertragen konnte. Und mir für den Super Bowl die Nacht um die Ohren zu schlagen, hat mich auch noch nie gereizt. Ich gehöre definitiv zur Fraktion: „Finde ich langweilig, die stehen ja die meiste Zeit rum.“
All das ändert natürlich nichts daran, dass ich den Sport mal live im Stadion sehen wollte. Und so war ich heute bei den Pforzheim Wilddogs, den Aufsteigern in die German Football League. Die German Football League ist die höchste deutsche Spielklasse. Aktuell nehmen 15 Teams teil (eigentlich 16, aber die Kirchdorf Wildcats haben am Anfang der Saison zurückgezogen). Jedes Team hat in der Regular Season zwölf Spiele, d.h. nur sechs Heimspiele. Auch das ist etwas, was ich am American Football komisch finde. Die trainieren ein ganzes Jahr für gerade mal zwölf Spiele (beim Erreichen der Playoffs kommen noch drei dazu). Und zu einem Team gehören locker 25 bis 30 Spieler. Es stehen wie beim Fußball elf auf dem Feld. Allerdings gibt es eine getrennte Angriffs- und Abwehrmannschaft. Das heißt, alle spielen maximal die halbe Zeit. Ich weiß schon, dass das Spiel für den Körper sehr anspruchsvoll ist. Ändert aber nichts daran, dass ich zwölf Saisonspiele einfach viel zu wenig finde.
Vermutlich gibt es beim American Football viele solcher Dummys wie mich. Jedenfalls hat der Stadionsprecher jeden einzelnen Spielzug kommentiert und/oder erklärt und in den Pausen das Publikum animiert. Einerseits ging mir das etwas auf die Nerven, andererseits war es auch ganz interessant und hat mich näher ans Spiel gebracht. Es waren gut 1000 Zuschauer in der Pforzheimer Kramski-Arena. Für so eine Randsportart fand ich das echt gut. Die Tribüne war jedenfalls ausverkauft. Und es war auch gut Stimmung. Ich glaube, an die Leute Bock und so ein animierender Stadionsprecher holt dann nochmal einiges mehr heraus.
Das Spiel war spannend bis zum Schluss. Erst sieben Sekunden vor Schluss drehten die Münchner Cowboys das Spiel zum 21:23 Auswärtssieg.
Was mir aufgefallen ist: American Football ist ja ein verdammt harter Sport. Da knallen die 120 kg Geschosse mit voller Wucht aufeinander. Doch sobald der Spielzug vorbei ist, wird daraus ein kontaktloser Sport. Es gab ein paar leichte Tacklings nach den Pfiffen, aber da kennen die Referees kein Pardon. Das wurde jedes Mal konsequent mit einer Strafe belegt. Wahrscheinlich müssen sie das machen, um vorbeugend mögliche Gruppenkeilereien zu unterbinden.
Beim Verlassen des Stadions lief hinter mir ein älterer Mann mit seinem Enkel. Und der sagte: „Also, mein Sport wird das nicht.“ Und genau das bringt auch mein Live-Erlebnis auf den Punkt. Wenn ich irgendwo bin, dort steht ein American Football Spiel vor Ort an, würde ich natürlich hingehen. Aber eher wegen des Grounds und des Events, nicht wegen des Sports an sich.
Mein 2. Sportereignis in der Kramski-Arena