SG Union Klosterfelde
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FSV Optik Rathenow
Ich komme zwar aus Brandenburg, aber hätte man mich vor einem Jahr gefragt, wo Klosterfelde liegt, ich hätte es nicht gewusst. Erst seit dem Aufstieg in die Oberliga Nordost kann ich es zuordnen. Da haben wir es wieder: Fußball bildet.
Also, Klosterfelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Wandlitz im Landkreis Barnim, rund 35 Kilometer nördlich von Berlin gelegen. Der Ort zählt laut Wikipedia 3.300 Einwohner. Früher war Klosterfelde eine selbstständige Gemeinde. 2003 erfolgte die Eingemeindung nach Wandlitz.
Die SG Union Klosterfelde wurde 1919 gegründet. Zu DDR-Zeiten pendelte sie zwischen 3. und 5. Liga. Nach der Wende startete Klosterfelde in der Kreisliga Barnim. Sie spielten ein paar Jahre in der Landesklasse, dann wieder in der Kreisliga. Und seit 2011 zeigt die sportliche Richtung ununterbrochen nach oben.
Die heutige Partie ist das einzige Brandenburg-„Derby“ der NOFV-Oberliga Nord. An sich gibt es vier Brandenburger Vereine in der Oberliga, allerdings sind die auf die beiden Staffeln verteilt – Klosterfelde und Rathenow spielen in der Nordstaffel, Stahnsdorf und Krieschow in der Südstaffel. Ein wirkliches Derby ist es eh nicht. Zum einen ist es das erste Ligaspiel der beiden gegeneinander überhaupt (ob es die Partie schon mal im Pokal gab, weiß ich nicht), zum anderen trennen beide 120 km bzw. 1,5 Stunden Anfahrt.
Die Heimstätte der SG Union Klosterfelde ist der Sportplatz an der Mühlenstraße. Laut Wikipedia hat der Ground ein Fassungsvermögen von 1000 Zuschauern. Wobei der Sportplatzcharakter deutlich erkennbar ist. An zwei Seiten können gar keine Zuschauer stehen. Auf der halben Länge einer Geraden gibt es eine kleine überdachte Stehplatztribüne. Das Dach ist relativ neu – auf den Fotos von 2020 gibt es das noch nicht. Der Hingucker im Ground ist die Supporters-Tribüne auf der Hintertorseite. Sie besteht aus zwei Reihen mit Sitzschalen, insgesamt 24 Plätze (also wenn ich richtig gezählt habe) und ist überdacht. Sie ist in den Vereinsfarben Rot und Blau gehalten und trägt die Schriftzüge „Wir sind Union“ und „Union Supporters“. Das sieht cool aus. Also ich würde sagen: Kleines, nettes Stadion. Das Spiel war in der ersten Halbzeit leicht verrückt. Es gab insgesamt vier (!) Elfmeter. Zwei für Klosterfelde und zwei für Rathenow. Die ersten drei wurden alle vergeben. Nur Rathenow nutzte seinen zweiten Elfmeter in der Nachspielzeit. Mit 0:2 ging es in die Pause. Klosterfelde war das bessere Team, aber traf das Tor nich. In der zweiten Halbzeit hat Rathenow mit Mann und Maus verteidigt. Klosterfelde kam zum Anschluss, aber irgendwie hat Optik die Führung trotz einer Gelb-Roten-Karte über die Zeit gebracht. Verdient war es nicht, aber im Abstiegskampf umso wichtiger.Wenn es um den FSV Optik Rathenow geht, geht es auch immer um ihren Trainer Ingo Kahlisch. Er ist seit 1989 Optik-Trainer und steht damit 36 Jahre (!) am Stück beim gleichen Verein an der Seitenlinie. So wie hier in meinem Blog wird das gefühlt in jedem Bericht über Optik erwähnt. Er hat gewissermaßen einen Legendenstatus. Wobei ich bisher nie warm geworden bin mit ihm. Ich finde, er hat so Steffen Baumgart Vibes. So diese leicht überhebliche alter-weißer-Mann-Attitüde „früher war alles besser“. Bei denen klingt es oft so, dass sie diejenigen sind, die den jungen Spielern Anstand und Tugend beibringen müssen. Und dann schaue ich mir Baumgart an, wie er sich an der Seitenlinie regelmäßig daneben benimmt und denke, dass er bei diesen Dingen größeren Nachholbedarf als seine Spieler hat. Und seit heute weiß ich, dass Ingo Kahlisch in puncto Fairness, Anstand und Motivation definitiv kein Vorbild ist. Mein Urteil nach 90 Minuten ist hart, aber ich finde keine anderen Worte: „Was für ein Idiot!“.
Was war passiert? Ich finde, dass der Schiedsrichter in diesem Spiel eine gute Leistung gezeigt hat. Ich habe keine gröberen Fehlentscheidungen ausmachen können. Ingo Kahlisch sah das wohl anders. So um die 75. Minute verließ er seine Coachingzone und begab sich entlang der Seitenlinie zur Eckfahne. Dafür gab es zu Recht Gelb vom Schiedsrichter und die klare Ansage, dass er ab dann die Coachingzone auch nicht mehr betreten darf. Und dann hat Kahlisch 15 Minuten an der Eckfahne den Affen gemacht. Er hat in einer Art und Weise über den Schiedsrichter gewettert, die zum Fremdschämen war. Teilweise wirkte er, als wäre er nicht mehr ganz bei Sinnen, wie jemand, den man betrunken aus dem Bierzelt geworfen hat, aber der trotzdem weiter schimpft und torkelnd noch eine Szene macht. Es ist mir ein Rätsel, wie die Spieler den noch ernstnehmen können. Ich habe ja schon viele schlimme Trainer an der Seitenlinie gesehen, aber der hat heute Platz eins übernommen. Ich hoffe, der Verein sorgt eher früher als später für seine Nachfolge.Fazit: Schöner Ground, unterhaltsames Spiel, peinliche Trainershow