Den Berliner Landespokal der Frauen hatte ich nicht wirklich auf dem Radar. Zum Glück gibt es ja die Futbology-App, bei der irgendwelche Verrückten auch solche Partien eintragen. So landete das Duell zwischen dem SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf und Hertha BSC auf meiner Watchlist – und wenn der Ball rollt, bin ich dabei.
Hohen Neuendorf ist eine Stadt mit rund 27.000 Einwohnern im Landkreis Oberhavel, Brandenburg. Das wirft direkt die Frage auf: Warum spielt Hohen Neuendorf im Berliner Landespokal? Die Antwort dürfte dieselbe sein wie bei anderen Vereinen, die nahe an einer Verbandsgrenze liegen – der Wechsel reduziert die Fahrtwege. Hohen Neuendorf grenzt direkt an Berlin, sodass die Entfernungen überschaubar bleiben. In einem Flächenland wie Brandenburg würden da deutlich mehr Kilometer zusammenkommen.
Winter, Kunstrasen-Nebenplatz, Frauenspiel – keine Ahnung, ob sich da mehr als ein paar versprengte Fußballenthusiasten hinverirren würden. Hätten nur 30 Freiwillige den Platz ans Grün gefunden, hätte es mich nicht gewundert. Aber weit gefehlt! 230 Zuschauer hatten Bock auf das Spiel. Alle standen an einer Längsseite, teils sogar in Zweierreihen. Dazu war ein Hertha-Fanblock vor Ort, der 90 Minuten lang für Stimmung sorgte. Mal sangen sie zu dritt, mal schafften sie es, die anderen 20 mitzureißen – inklusive Einhaken und Hüpfen. Die Atmosphäre hat Spaß gemacht.
Zum Sportlichen. Die Damen des SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf spielen in der Berlin-Liga und sind dort Tabellenzweiter. Sechs Punkte hinter dem Aufstiegsplatz. Hertha BSC kickt eine Stufe höher in der Regionalliga Nordost. Dort stehen sie auf Platz drei, fünf Punkte hinter dem Tabellenführer RB Leipzig II. Auch in der Regionalliga steigt nur der Erstplatzierte auf (Ich glaube, die letzten Jahre musste der sogar noch in die Aufstiegsrelegation. Wie es diese Saison mit der Bundesligaaufstockung ist, weiß ich nicht.)
Hertha startete als klassenhöheres Team überlegen und ging bereits nach acht Minuten in Führung. Damit war für mich klar: Das wird eine eindeutige Angelegenheit. Das sollte eine Fehleinschätzung sein. Hertha blieb zwar spielbestimmend, verpasste es jedoch, ein Tor nachzulegen. Doch dann wurde Hohen Neuendorf besser und besser. Spätestens Mitte der zweiten Halbzeit war es ausgeglichen. Irgendwann zwischen der 75. und 80. Spielminute war Hohen Neuendorf dann ganz nahe am Ausgleich. Doch der Ball ging an den Pfosten.
Einerseits hätte ich es super gefunden, wenn der Underdog das Spiel nochmal offen gestaltet hätte. Andererseits war das Wetter ziemlich ungemütlich, und auf 30 Minuten Verlängerung hatte ich begrenzt Lust. Und da mir keine der beiden Mannschaften besonders am Herzen liegt, war es für mich echt okay, dass Hertha die knappe Führung am Ende über die Zeit gezittert hat.