- 5:1 n.V. (2:0, 3:1)

Rasenplatz Süd
1.100 Zuschauer

Fußball, Aufstieg zur Oberliga Baden-Württemberg (2024/25), Finale (Rückspiel)
Eintritt: 10 €

Länderpunkt Türkei

Heute gab es nochmal ein Highlight zum Abschluss der Saison 2024/25. Und zwar war ich beim Aufsteigs-Final-Rückspiel zur Oberliga Baden-Württemberg. Kurz zum Modus: Vier Mannschaften steigen in die Oberliga Baden-Württemberg auf. Drei direkte Aufstiegsplätze gehen an die Sieger der drei Verbandsligen Baden, Südbaden und Württemberg. In dieser Saison sind das der Karlsruher SC II, der FC Denzlingen und Türkspor Neckarsulm. Der vierte Aufstiegsplatz wird unter den drei Zweitplatzierten ausgespielt. Also eigentlich. Denn dieses Jahr trat kein Vertreter aus Baden an. Der 1. FC Bruchsal hätte den direkten Aufstieg angenommen. Sie wurde allerdings kurz vor Saisonende noch vom KSC II auf den zweiten Platz verdrängt. Bei der langen Verletztenliste und der wohl damit geringen Chance auf den Aufstieg, haben sie auf die Aufstiegsspiele verzichtet. Der Drittplatzierte, der 1. FC Mühlburg, lehnte ebenfalls ab. Der Türkische SV Pforzheim hätte gewollt, allerdings ist der Viertplatzierte dazu nicht berechtigt.

So fiel das Halbfinale von Baden gegen Südbaden aus und es ging direkt ins Finale. Hier standen sich der FC Holzhausen (Vertreter aus Württemberg) und der Türkische SV Singen (Vertreter aus Südbaden) gegenüber. Das Hinspiel in Holzhausen ging mit 2:0 an den Gastgeber. Singen musste somit zwei Tore aufholen.

Singen (Hohentwiel) ist das äußerste Ende von Südbaden – also zumindest, wenn man von Karlsruhe blickt. Ab der Entfernung schaue ich immer, ob ich das Spiel mit einem zweiten Ziel oder Spiel verbinden kann. Singen liegt nahe der Schweizer Grenze, unweit von Schaffhausen. Bei den „Rheinfällen von Schaffhausen“ war ich vor 21 Jahren schon mal – damals vor dem Spiel FC Schaffhausen - FC Chiasso. Meine Erinnerungen daran sind verblasst und meine Frau war noch nie da und wollte eh mal hin. Ja, Top. Somit war die Rheinfall- und Aufstiegsspiel-Tour eingetütet.

Ich hatte definitiv nicht erwartet, dass wir da alleine am Rheinfall sind, aber auch nicht, dass es mittlerweile ein solcher Hotspot ist. Auch wenn meine Erinnerung nach so langer Zeit getrübt ist, bin ich mir recht sicher, dass das vor 20 Jahren ein paar Nummern kleiner war. Irgendwie fällt mir das jetzt regelmäßig auf, dass die touristischen Ziele mehr und mehr überlaufen sind. Doch was kann ich mich beschweren, wir waren ja selber da. Und ich fand es (wieder) sehenswert.

Bei 35 °C war es in Wassernähe gut auszuhalten und so haben wir die Zeit bis zum zweiten Programmpunkt noch mit einer Abkühlung beim Baden im Rhein überbrückt. Mir war gar nicht klar, dass es da offizielle Badestellen gibt. Der ausgebaute Rhein rund um Karlsruhe mit all der Schifffahrt lädt so gar nicht zum Baden ein. Irgendwie habe ich das auf den ganzen Rhein projiziert. Aber weit gefehlt, das ist echt schön hier.

In Richtung Singen haben wir dann noch Büsingen am Hochrhein, die einzige deutsche Exklave durchquert. Büsingen hat eine Fläche von 7,2 km² und ist komplett vom Schweizer Staatsgebiet umgeben. Ganz objektiv ist es nichts, was man sehen muss, aber ich persönlich mag diese Absurditäten der Geschichte und Geografie.

Nach all den Highlights ging es jetzt zum „Rasenplatz Süd“. Ist ein recht schöner Ground, weiß nicht, warum der einen so unoriginellen Namen hat.

Der Türkische SV Singen wurde 1981 als „Türkischer Sportverein Hegau“. Sie spielten bis 2018 unterklassig. In der Saison 2017/18 schafften sie den Aufstieg von der Kreisliga in die Bezirksliga, 2022 in die Landesliga und in der vergangenen Saison in die Verbandsliga. Der FC Holzhausen ist bereits 2022 in die Oberliga aufgestiegen und 2024 wieder abgestiegen. Also entweder Singen schafft heute den Durchmarsch oder Holzhausen den Wiederaufstieg.

Früher war es üblich, bei den Eintrittspreise nach Erwachsenen und Frauen zu trennen. Das hab ich allerdings schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen. Hier das Revival: 10 € Eintritt, Frauen 8 €.

Als das Schiedsrichter-Team den Platz betrat, dachte ich, dass ich einen Linienrichter kenne. Fabian Menzel, einer der Schiedsrichterausbilder im Kreis Karlsruhe. Zum einen hab ich ihn schon pfeifen sehen, zum anderen war er auch als Pate bei einigen Jugendspielen von mir. Erst fand ich es komisch, dass Karlsruher Schiedsrichter hier am anderen Ende von Baden-Württemberg pfeifen. Aber genauer darüber nachgedacht ist es doch logisch. Denn wenn zwei Mannschaften aus unterschiedlichen Verbänden gegeneinander spielen, muss der Schiedsrichter aus einem dritten Verband kommen. Und da bleibt in dem Verbands-Dreiergespann nur Baden übrig. Das gab mit Sicherheit eine hohe Anfahrtspauschale.

Dass der Türkische SV Singen türkische Wurzeln hat und die Tradition weiterträgt, ist im Stadion unschwer zu erkennen. Zum Teil ist es mit der Deutschland- und der Türkei-Fahne doppelt beflaggt. Hinter dem Tor hängt eine sehr große türkische Fahne. Der Ballständer ist vom "Istanbul Supermarkt“ gesponsert und am Verpflegungsstand gibt es lecker Köfte. Nach dem Spiel wurde noch orientalische Musik gespielt (keine Ahnung ob „orientalisch“ hierfür der richtige Begriff ist, aber ihr wisst, was ich meine). Das hatte schon was von „Länderpunkt Türkei“.

Es war übel heiß in der Sonne und die Tribüne voll besetzt. Allerdings gab es noch ein paar freie Stufen bei einem Aufgang, so dass wir erstmal im Schatten sitzen konnten. Leider war das inmitten der Gästefans. Ich habe recht wenig Berührung zur türkischen Kultur, aber noch weniger zur Schwäbischen. Die Grundhaltung des übervorteilt werden und alles besser wissen ist mir schon öfter aufgefallen. Hier war es ganz schlimm. Um uns herum nur am Meckern und Motzen. Und das gepaart mit dem Dialekt - das war schwer auszuhalten. Nach 45 Minuten „mussten“ wir den Platz wechseln und haben uns lieber in die Sonne gestellt.

Singen musste, wie schon erwähnt, zwei Tore aufholen. So gespielt hat allerdings eher Holzhausen. Sie haben Druck gemacht, waren die deutlich bessere Mannschaft und haben etliche Chancen herausgespielt. Doch die Tore hat der TSV Singen erzielt. Zwei Angriffe und plötzlich führten sie 2:0. Dem Spielverlauf entsprach das gar nicht. Mit der Führung und damit dem Ausgleich über die zwei Spiele ging es in die Halbzeit.

In der Halbzeitpause hat der Stadionsprecher die Vereinshistorie vorgestellt. Um nochmal zu zeigen, wo der Verein eigentlich herkommt. Und dann hat er 10 Minuten(!) lang alle Sponsoren vorgelesen, welche aktuell den Verein unterstützen. “Und danke an Elifs Supermarkt”. Verrückt, wir wollten uns unterhalten “Und danke an die Sparkasse Singen” und der hörte einfach nicht auf. “Und danke an das Restaurant Bosporus”, “Und danke an …”

Aber gut, irgendwann war es geschafft und wir konnten in die zweite Halbzeit gehen. Hier war Holzhausen nicht mehr so überlegen wie zu Beginn des Spiels. Singen blieb brutal effektiv und legte das dritte Tor nach. Ich hätte es so genommen, eine Verlängerung brauchte ich nicht unbedingt, aber Holzhausen hatte was dagegen. Sie machte Druck und in der 86. fiel das 3:1 - war auf jeden Fall verdient. Und so ging es in die Verlängerung.

Die Verlängerung hat dann irgendwie zum Spiel gepasst. Der TSV Singen holte sich in der 114. Minute eine Gelb-Rote-Karte ab. Hitze, Verlängerung, ein Mann weniger - es war höchst fraglich, ob sie sich ins Elfmeterschießen retten können. Stattdessen machen sie einfach noch zwei Buden, gewinnen das Spiel 5:1 und steigen in die Oberliga Baden-Württemberg auf.

Anhand der Spielanteile und Torchancen passt das 5:1 überhaupt nicht. Wenn, dann eher andersherum. Aber so ist Fußball. Wenn du die paar Chancen, die du hast, konsequent versenkst, kommt auch mal sowas bei raus.

Der Job des Stadionsprechers wurde heute, glaube ich, verlost. Der wirkte bei einigem was er gesagt hat, nett verpeilt. Höhepunkt war nach dem 4:1 Da brüllte er laut ins Mikro: „Ihr könnt nach Hause fahren“. Geht eigentlich gar nicht, aber in dem Kontext auch irgendwie geil.

Mit dem Schlusspfiff war dann Party im Stadion. Platzsturm, schöne Rauchtöpfe, untermalt von der am Anfang erwähnten orientalischen Musik. Top!

Fazit: Großartiger Tag

Tore:
1:0 A. M'Boob (28.)
2:0 A. Koyuncuoglu (30.)
3:0 V. Bak (66.)
3:1 V. Djermanovic (86.)
4:1 A. M'Boob (120.)
5:1 A. M'Boob (121.)
Rote Karte:
J. Zimmermann (114., TSV Singen)
Schiedsrichter: Alessio Remili
Linienrichter: Fabian Menzel, Patrick Raßl


Weitere Bilder:


Persönliche Statistik:

Es war mein erster Besuch im Rasenplatz Süd, d.h. es war ein weiterer Ground in meiner Sammlung. Er war:
  • Mein 716. Ground (inkl. aller Sportarten)
  • Mein 573. Fußball-Ground
  • Mein 516. Ground in Deutschland
  • Mein 414. Fußball-Ground in Deutschland
Dieses Sportereignis war außerdem:
  • Mein 538. Fußballspiel in Deutschland
  • Mein 720. Fußballspiel insgesamt
  • Mein 669. Sportereignis in Deutschland
  • Mein 902. Sportereignis insgesamt

Rasenplatz Süd