Nach dem gestrigen
Skandalspiel von Zwickau ging's heute ins thüringerische Pößneck. Eine Stadt mit weniger als 15.000 Einwohnern durfte und darf sich seit dem Aufstieg 2002 in die Oberliga mit einstigen DDR-Größen wie Jena, Magdeburg, Zwickau und Leipzig messen. Und heute war der Hallesche FC bereits zum fünften Mal zu Gast. Dieses Jahr reiste er mit einer Serie von mehr als 270 torlosen Spielminuten an. Diese sollte heute auf über 360 Minuten ausgebauten.
René Müller, seit Juli 2005 HFC-Trainer, war gerade entlassen worden. Angeblich wegen Verbalattacken gegen den Präsidenten. Der 18-fache DDR-Nationalspieler Detlef Schößler hat das Amt übernommen und saß heute zum ersten Mal auf der Trainerbank des HFC. Der Pößnecker Coach kam mir irgendwie bekannt vor, doch konnte ich ihn nicht gleich zuordnen. Es ist Jörn Schwinkendorf; in den 90ern bei Düsseldorf und Freiburg in der Bundesliga und bei etlichen anderen Vereinen in der Zweiten Bundesliga aktiv.
Der Sportpark Warte ist doch eher ein Sportplatz, denn ein Stadion. An einer Geraden gibt’s zwei Reihen mit Sitzbänken, bzw. eine kleinen Bereich mit sogar sieben Sitzreihen, auf der anderen ein paar Stufen zum Stehen. Da der Verein wohl eher nicht weiter aufsteigen wird, reicht dies aus. Der Zuschauerzuspruch hält sich schon stark in Grenzen. Gerade mal 490 Zuschauer fanden sich ein, davon ca. 200 Gästefans. War aber auch ein Schietwetter. Die ganze Zeit windig wie sau und vorm Spiel hats noch schön geregnet.
Heute hat sich mal wieder die alte Fußballerweisheit bestätigt, dass immer die Mannschaft gewinnt, die ein Tor mehr schießt als der Gegner. Durch den starken Rückwind könnte Pößneck die Partie in der ersten Hälfte noch annähnernd ausgeglichen Gestalten. Der HFC hatte nach zwei Minuten die klarste Möglichkeit, die Endres jedoch vergab. Nach einer Viertelstunde klingelte es sogar im Pößnecker Kasten, das Tor wurde wegen Torwartbehinderung aber nicht gegeben. In der zweiten Halbzeit nun mit Rückenwind für den HFC drückte der HFC ununterbrochen. In der 57. Minute wird ein Fehler des Gegners ausgenutzt, ein Zweikampf gewonnen und der Torhüter überwunden und plötzlich führt nicht der Favorit, sondern Pößneck. Der HFC rannte weiter an, aber hatte zu wenig Ideen. Schwinkendorf meinte in der Pressekonferenz, dass seine Spieler alles was sich in der Abwehr bewegt raushauen sollten. Und das taten sie. Das trug nicht gerade zu gehobener Spielkultur bei, war am heutigen Tag jedoch effektiv. So gewinnt man 1:0.
Und ich bin immer wieder erstaunt, was sich bei Auswärtsspielen für ein Mob in konzentrierter Form ansammelt. Am Bahnhof wartete ich mit einigen HFC-Fans auf den Zug - kahler Kopf, das Gesicht zur Faust geballt; mit denen hätte man bestimmt gut über das Thema "Weltfrieden" diskutieren können. Was wird aus denen, wenn die mal erwachsen sind?