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Bruno-Plache-Stadion
5.488 Zuschauer (davon 20 Gästefans)

Fußball, Regionalliga Nordost (2024/25), 31. Spieltag
Eintritt: 27,60 €

Stumpfer Rasen

Vor dem Spiel fehlten mir noch vier Stadien der Regionalliga Nordost: das Werner-Seelenbinder-Stadion (Luckenwalde), der Alfred-Kunze-Sportpark (Chemie Leipzig), das Leuna-Chemie-Stadion (Chemie Halle) und eben das Bruno-Plache-Stadion von Lok Leipzig. Ich schaue immer, wann der Greifswalder FC da spielt und ob das irgendwie bei mir passt, und dann fielen plötzlich drei Ereignisse zusammen.
1. An einem Wochenende spielen Lok Leipzig – Greifswalder FC und Hallescher FC – Sachsen Leipzig. Top-Kombo: einmal Greifswald und einmal ein fast-Derby mit starken Fanszenen.
2. Ich hatte Zeit.
3. Mein Sohn hat mich früher oft zu Spielen begleitet – bis er sechs war. Dann wollte er lieber selbst mit seinen Kumpels kicken, als mit mir irgendwo hinzufahren. Ich habe ihn trotzdem wie immer gefragt, ob er Bock auf ein Leipzig-Wochenende und er hat diesmal einfach zugesagt. Super.

Die genaue Spieltagsterminierung ließ lange auf sich warten. Und dann lieferte sie für meine beiden Spiele einen zeitgleichen Anstoßtermin für Freitag 19 Uhr. So ein Mist. Damit war der Plan für den Doppler natürlich hinfällig. Und ein Urlaubstag musste ebenfalls dran glauben. Glücklicherweise spielte Dynamo Dresden am Samstag. Die kämpfen um den Aufstieg und das neue Rudolf-Harbig-Stadion kannte ich auch noch nicht. Und wie heißt es so schön: „Pläne sind da, um sie zu ändern“, und so wurde aus dem ursprünglichen Halle/Leipzig Wochenende ein Leipzig/Dresden Wochenende.

Zum Glück kamen wir in keinen Freitagsstau und so waren wir über drei Stunden vor Anstoß am Bruno-Plache-Stadion. Erster großer Vorteil ist, dass wir direkt kostenlos in einer Parkbucht am Stadion parken konnten. Premiumplatz. Zweiter Vorteil war, dass wir noch Zeit für Sightseeing hatten. Keine 20 Gehminuten entfernt liegt das Völkerschlachtdenkmal. Ich war schon mal vor ca. 20 Jahren dort, aber so richtig erinnern konnte ich mich nicht mehr. Ich wusste nur noch, dass es beeindruckend war. Was sich heute voll bestätigt hat. Diese schiere Größe der Figuren. Wer als Tourist in Leipzig ist, sollte hier hinfahren. Und über 364 Stufen kommt man zur Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf das Bruno-Plache-Stadion hat. Das war eine perfekte Einstimmung auf den Stadionbesuch.

Ich habe schon so viel über das Bruno-Plache-Stadion gehört. In der Quintessenz immer, dass man es unbedingt sehen muss. Und ja, da kann ich jetzt voll zustimmen. Hier meine zwei persönlichen Highlights. Zum ersten: Die Holztribüne. Ich zitiere Wikipedia: „Die 1932 errichtete, heute noch in Betrieb befindliche Holztribüne, ist weitestgehend im Originalzustand erhalten. Sie ist damit ein bedeutendes architektonisches Beispiel für eine große Tribüne in deutschen Fußballstadien jener Zeit.“ Und auf dieser Tribüne ist komplette Auslegware verlegt. Verrückt. Die Tribünenmauer hinter den Sitzen ist in Vereinsfarben gehalten und trägt in großen Lettern „Erster Fussballclub Lokomotive Leipzig“. Das sieht top aus. Allein für diese Tribüne haben sich die fünfeinhalb Stunden Anfahrt gelohnt. Zweites Highlight ist das Publikum. Die Anzahl der Banner, die hier an den Zäunen hängen, ist beeindruckend. Das zeigt, wie tief die Fanbindung im Verein verankert ist. Auch das Publikum ist spürbar anders als in anderen Stadien. Wenn ihr es seht, wisst ihr, was ich meine. Ich kann die Eindrücke gar nicht beschreiben. Ihr müsst da unbedingt selber hinfahren.

Die Geschichte von Lok bietet so einiges. Hier ein kurzer Abriss: 1893 als VfB Leipzig gegründet. 1903 erster Deutscher Fußballmeister. 1945 Zwangsauflösung und Weiterführung unter verschiedensten Namen. 1966 Gründung des 1. FC Lokomotive Leipzig. 1991 Rückbenennung im VfB Leipzig. 2003 Neugründung des 1. FC Lok durch Fans und 2004 Einstellung des Spielbetriebes des VfB Leipzig. 2021 Fusion von VfB und Lok und damit Wiederaufnahme der Traditionslinie seit 1893. 2004 hätte das Ende sein können. Dass allein die Fans den Verein am Leben gehalten haben, spürt man im Stadion und beim Publikum.

So spannend das Stadion ist, so langweilig war das Spiel. Mein Sohn bemerkte ziemlich schnell, dass der Rasen stumpf ist und der Ball nicht richtig rollt. Interessanterweise hat genau das der Greifswalder Trainer in der Pressekonferenz moniert. Das hat jedenfalls etwas den Spielfluss gehemmt. Ich habe heute nicht gesehen, dass Lok Tabellenführer ist und kommendes Jahr 3. Liga spielen möchte. Wobei wir da vorher wieder diese unsägliche Aufstiegsregel der Regionalligen tangieren. Dieses Jahr steigt der Meister aus Bayern direkt auf, die Meister der Regionalliga Nordost und Nord spielen in zwei Aufstiegsspiele den verbleibenden Aufstiegsplatz aus. Heißt also für Lok, Meister werden alleine reicht nicht. Zusätzlich müssen sie sich noch gegen den TSV Havelse durchsetzen.

Vor dem Spiel lag Lok sieben Punkte vor Chemie Halle. Halle gewann im Parallelspiel 3:0 gegen Chemie Leipzig – Lok bleibt also mit fünf Punkten vorne, bei noch drei ausstehenden Partien.

Noch eine Randnotiz: Das Becherpfand im Bruno-Plache-Stadion beträgt satte 2,50 €. Das habe ich so noch nirgends erlebt – „Rekordpfand“. Vielleicht wurde nach jedem Becherwurf das Pfand um 50 Cent erhöht, um die Leute davon abzuhalten. Vielleicht ist es bei dem Betrag auch einfach, nach dem Spiel Scheine als Rückgeld herausgeben zu können. Wer weiß.

Fazit: Das Jahr ist noch jung, aber das Event wird bestimmt in die Jahres-Top-3 kommen. Must see.

Aufstellung:
1. FC Lokomotive Leipzig:
Naumann – Dombrowa, Piechwoski, Wilton, Klump (90. Kireski) – Abderrahmane (90. Piplica) – Verkamp (73. Eichinger), Siebeck, Cevis, Ballo (73. Adigo) – Maderer (80. Ziane)
Trainer: Jochen Seitz

Greifswalder FC:
Jakubov - Farr, Eglseder, Schmedemann, Engel (59. Griebsch) – Lämmel (84. Daedlow), Sanin, Kratzer (75. Heil) - Ndualu, Benyamina, Atilgan
Trainer: Markus Zschiesche
Gelbe Karte:
Verkamp, Siebeck, Eichinger (alle Lok), Engel, Sanin (beide GFC)


Weitere Bilder:


Externe Berichte:


Die Saison:


Persönliche Statistik:

Es war mein erster Besuch im Bruno-Plache-Stadion, d.h. es war ein weiterer Ground in meiner Sammlung. Er war:
  • Mein 696. Ground (inkl. aller Sportarten)
  • Mein 554. Fußball-Ground
  • Mein 497. Ground in Deutschland
  • Mein 396. Fußball-Ground in Deutschland
Dieses Sportereignis war außerdem:
  • Mein 519. Fußballspiel in Deutschland
  • Mein 700. Fußballspiel insgesamt
  • Mein 649. Sportereignis in Deutschland
  • Mein 881. Sportereignis insgesamt

Bruno-Plache-Stadion

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