Das war das stimmungsvollste Spiel, das ich seit langem gesehen habe. Wirklich erwartet hatte ich das nicht. Zum einen sagt man dem Berliner Olympiastadion ja nach, dass nur Stimmung aufkommen kann, wenn es voll ist. 74.000 Zuschauer passen ins Olympiastadion, 47.500 Zuschauer wollten das heutige Spiel sehen. Ich stelle fest: Das reicht sehr wohl für Top-Stimmung.
Zum anderen schwächelt Hertha gerade. Nach zwei Niederlagen stehen sie auf Platz zwölf, wieder weit weg von irgendwelchen Aufstiegsambitionen. Besonders bitter war die Niederlage am vergangenen Spieltag beim Tabellenletzten Jahn Regensburg. Der Stimmung tat das vor dem und während des Spiels keinen Abbruch.
Nach dem Spiel sah es allerdings anders aus: Es gab heftige Pfiffe gegen das Team. Als die Spieler nach der Stadionrunde zur Ostkurve gingen, flogen vereinzelt Bierbecher und vermutlich auch einige verbale Entgleisungen. Die Spieler zogen somit direkt weiter in die Kabine. Wobei ich die negative Stimmung nach diesem Spiel nicht nachvollziehen kann. Ich fand Hertha alles in allem besser und aus meiner Sicht hätte sie das Spiel gewinnen müssen. Und falls nicht gewinnen, dann auf keinen Fall verlieren. Hertha hatte mehr Ballbesitz, mehr Torabschlüsse, mehr gewonnene Zweikämpfe und einen höheren xGoals-Wert. So richtig weiß ich nicht, was die Fans den Spielern vorgeworfen haben. An mangelnder Einstellung lag es aus meiner Sicht nicht. Ja, es gab diesen einen Fehler zum Gegentor. Und ja, die unzähligen Flanken hätten heute präziser kommen können. Aber sie haben sich aus meiner Sicht voll reingehauen und wollten dieses Spiel gewinnen.
So langsam muss Hertha wieder ein paar Punkte holen. Nach drei Niederlagen rückt der Abstiegsrelegationsplatz näher. Kommende Woche in Düsseldorf wird auch nicht einfach. Ich hoffe, sie bekommen ergebnismäßig zügig die Kurve.
Kaiserslautern ist mit diesem Sieg auf Platz drei gesprungen und somit voll im Aufstiegskampf dabei. Ich glaube, das haben vor der Saison die wenigsten erwartet. Es bleibt spannend, so eng wie es im ersten Tabellendrittel ist.
Ich bin im Berliner Olympiastadion fußballerisch sozialisiert worden.
1992 habe ich dort mein erstes Fußballspiel überhaupt gesehen. Zwischen 1992 und 1996 war ich ein dutzendmal dort, meist in der 2. Bundesliga vor 4000 bis 6000 Zuschauern. Mein letzter Besuch ist schon über zehn Jahre her. 2014 war ich mit meinem Sohn beim
Bundesligaspiel gegen Braunschweig hier. Und trotz der langen Zeit war heute wieder das besondere Kribbeln da, wenn ich vor dem Eingang Ost stehe und auf das monumentale Bauwerk schaue. Auch wenn ich nie wirklich Hertha-Fan war und wohl auch nicht mehr werde, bin ich auf jeden Fall Fan dieses Stadions.
Laut liga2-online.de waren 5800 Fans des 1. FCK in Berlin. Könnte passen, der Gästeblock sah sehr gut gefüllt aus. Allerdings fehlten jegliche Fahnen und Banner. Im Nachhinein weiß ich warum. Einige Lauterer Fans hatten auf der Anfahrt eine Auseinandersetzung mit Aachener Fans. Ich zitiere aus einer Meldung:
“Wenig später stoppte die Polizei im Raum Leipzig vier Reisebusse von Kaiserslautern-Anhängern und durchsuchte die Fahrzeuge. Dabei fanden die Beamten die zuvor entwendete Beute, eine Sturmhaube sowie Pyrotechnik.” 220 Lauterer erhielten daraufhin ein
"Aufenthaltsverbot für Berlin". Manche setzen komische Prioritäten.
Site fact: Markus Anfang, der Trainer des FCK, saß heute nicht auf der Bank. Aufgrund einer Roten Karte im vorherigen Spiel gegen Preußen Münster war er gesperrt. Stattdessen übernahm Co-Trainer Florian Junge den Job an der Seitenlinie.
Fazit: Stimmungsvolles Spiel mit dem falschen Sieger
Mein 24. Sportereignis im Olympiastadion Berlin
Hertha BSC
-
1. FC Kaiserslautern
0:1
(0:0)
