- 5:0 (4:0)

Müritzstadion
80 Zuschauer

Fußball, Landesliga Mecklenburg-Vorpommern Ost (2024/25), 23. Spieltag
Eintritt: 4 €

Das Müritzstadion – ein Stadion, ein Wochenende, zwei Highlights

Gestern war Finaltag der Amateure – und das Landespokalfinale Mecklenburg-Vorpommern wurde hier im Müritzstadion in Waren ausgetragen. Der SV Pastow traf dabei auf den F.C. Hansa Rostock. Bei bestem Wetter war die Hütte mit 3500 Zuschauern ausverkauft. So richtig spannend war das Duell allerdings nur in den ersten zehn Minuten. Pastow, als Sechstligist ohnehin krasser Außenseiter, konnte mit den Profis aus der Hansestadt nicht mithalten und ging am Ende mit 0:7 unter.

Einziger ernstzunehmender Gegner in Mecklenburg-Vorpommern ist für Hansa nur der Greifswalder FC. Die beiden hat das Los leider schon im Viertelfinale zusammengebracht und da setzte sich Hansa glücklich durch. Der Rest ist für Hansa immer eher Formsache.

Die Bierwagen vom Vortag standen noch, doch für das heutige Highlight wurden sie nicht gebraucht. Es fand die Landesliga-Partie zwischen dem SV Waren 09 und dem SV Kröslin statt. Bei norddeutschem Frühling mit 12 °C, Wind und Regen liefen einige Spieler sogar mit langem Unterziehshirt auf. 80 Zuschauer wollten das Spiel sehen.

Das Stadion ist echt top! Es gibt eine schöne Sitzplatztribüne. Die Sitzgelegenheiten waren ursprünglich Holzbänke, mittlerweile sind Teile mit blauen Schalensitzen upgegradet. Noch besser ist der Stehbereich auf der Gegenseite. Meine persönliche Lieblingsarchitektur für Stehplätze. Die einzelnen Stufen sind nach vorne durch mittlerweile in Jahre gekommene Steinplatten begrenzt und die eigentliche Stehfläche ist Natur, also bewachsener Untergrund. Es ist ein perfekter Mittelweg zu den modernen Vollbeton-Stehtribünen und den Kreisklasse-Grashügeln.

Sportlich ist die Liga leider halbtot. Denn niemand möchte in die Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern aufsteigen. Wie ich gelesen und auch vor Ort gehört habe, haben die ersten sechs Vereine aus dieser Landesliga das Aufstiegsrecht bereits abgelehnt. Das heißt dann eigentlich, dass es für die oberen ⅔ der Mannschaften um nicht viel geht. Viele Zuschauer kommen auf dem Niveau in MV eh nicht, aber so wird es noch schwerer, die Leute bei diesem Schmuddelwetter hinter dem Ofen vorzulocken.

Der SV Waren steht im gesicherten Mittelfeld. Da geht nicht mehr viel nach oben und unten. Der SV Kröslin muss hingegen noch etwas für den Klassenerhalt tun. Sie haben vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Die heutige 0:5 Niederlage hat schon mal nicht geholfen. Waren war gar nicht so überlegen, aber in der ersten Halbzeit brutal effektiv und Kröslin ist ins offene Messer gelaufen. In der zweiten Halbzeit hat Waren rausgenommen und es war ein ausgeglichenes Spiel. Kröslin wollte aber nicht treffen und so fiel in der Nachspielzeit noch ein Tor zum 5:0 Endstand.

In der zweiten Halbzeit kam ich mit zwei Tribünennachbarn ins Gespräch – irgendwann auch darüber, warum ich gerade hier bin und woher ich komme. Als ich sagte, dass ich schon über zwanzig Jahre in Karlsruhe wohne, war die prompte Antwort: „Na dann bist du ja schon ein waschechter Wessi.“ Obwohl die Wiedervereinigung inzwischen 35 Jahre zurückliegt, war seine erste Reaktion, diese (ehemalige)/(heutige) Grenze zwischen uns zu ziehen. Ich persönlich fand das in der Situation unpassend. Wir haben uns über Fußball unterhalten. Er hätte mir interessiert Fragen zum Fußball in Baden-Württemberg oder Karlsruhe stellen können oder hätte einfach weitere spannende Geschichten vom SV Waren erzählen können. Aber stattdessen musste erstmal die Ost/West-Schublade geöffnet werden. So unnötig. Und nein, der Spruch war eben nicht neutral. Er sollte erstmal trennen. Ich pendle des Öfteren zwischen den Welten. Und mir fällt genau dieser Abgrenzungsdrang vor allem bei (uns) Ostdeutschen auf. Ich gebe zu, früher war ich genauso. Doch mittlerweile nervt es mich nur noch. Ich merke wie ich keinen Bock mehr habe in Norddeutsche, Ostdeutsche, Pfälzer, Österreicher, Schweizer, Engländer (die Liste darf beliebig vervollständigt werden) zu unterteilen. Es gibt definitiv Mentalitäten, die ich lieber mag als andere, aber es ist mir kein Drang mehr, die Leute auf ihre Herkunft zu reduzieren.

Und neben dem coolen Stadion war genau diese Begegnung heute so spannend für mich. Ob ich es gut fand oder nicht ist erstmal egal. Aber es war genau eines dieser Erlebnisse und Erfahrungen, die ich nur mache, wenn ich reise. Und damit bleibt als Fazit wie bei fast jedem Spiel: Lohnenswerter Ausflug!

Tore:
1:0 Tobias Täge (17.)
2:0 Jonas Bartel (27.)
3:0 Tobias Täge (42.)
4:0 Jonas Bartel (45.+1)
5:0 Leon Seekamp (90.+1)
Schiedsrichter: Niklas Knaak


Weitere Bilder:


Persönliche Statistik:

Es war mein erster Besuch im Müritzstadion, d.h. es war ein weiterer Ground in meiner Sammlung. Er war:
  • Mein 708. Ground (inkl. aller Sportarten)
  • Mein 565. Fußball-Ground
  • Mein 508. Ground in Deutschland
  • Mein 406. Fußball-Ground in Deutschland
Dieses Sportereignis war außerdem:
  • Mein 529. Fußballspiel in Deutschland
  • Mein 711. Fußballspiel insgesamt
  • Mein 660. Sportereignis in Deutschland
  • Mein 893. Sportereignis insgesamt

Müritzstadion