Heute war ich mal wieder auf dem Weg in die Heimat, und dabei bot sich ein Zwischenstopp in Berlin an. Der Samstagmorgens-5:50-Uhr-Zug von Karlsruhe nach Berlin ist eigentlich eine sichere Bank für günstiges Reisen bei reichlich Platz. Obwohl ich gar nicht so spät gebucht hatte, lag der Preis bereits bei 50 Euro – eigentlich ungewöhnlich. Irgendwann bemerkte ich dann: Es ist der Tag des DFB-Pokalfinales in Berlin.
Schon in Karlsruhe stiegen die ersten VfB-Fans zu, und bei jedem Halt wurden es mehr. Die Bielefelder waren erst in der Unterzahl, ab Braunschweig stieg dann ein ganzer Schwung dazu. Ich finde es super, schon bei der Anreise Fußballstimmung aufsaugen zu können. Die Fans beider Lager schienen recht entspannt. Die Stuttgarter konnten wahrscheinlich sicher sein, dass sie das Ding ziehen werden. Und die Bielefelder wussten, dass wohl nichts zu holen sein wird und das Dabeisein der eigentliche Erfolg ist. Und nein, ich hatte keine Karte für das Spiel und auch nicht vor, hinzugehen.
Parallel zum großen Finale fand heute auch der „Finaltag der Amateure“ statt, also alle Landespokal-Endspiele in Deutschland. Um 12:30 Uhr wurde im Mommsenstadion das Berliner Finale zwischen Eintracht Mahlsdorf und dem BFC Dynamo angepfiffen. Ich hatte kurz überlegt, hinzugehen, aber ich kannte das Stadion schon und die Partie klang nicht übermäßig spannend. Außerdem hätte mein Zug absolut pünktlich sein müssen – und damit sollte man heutzutage eher nicht planen. Am Ende war der Zug sogar pünktlich. Doch zum Glück war ich nicht da – das Spiel war ausverkauft, und die spontane Anfahrt wäre umsonst gewesen.
Stattdessen zog es mich zur Berlin-Liga-Partie Empor Berlin gegen 1. FC Wilmersdorf. Der sportliche Reiz war überschaubar – Empor sicher im Mittelfeld, Wilmersdorf mit nur noch theoretischen Aufstiegschancen. Trotzdem sollte es ein richtig lohnenswerter Nachmittag werden. Das Beste daran: Ich habe meinen früheren Kollegen Oleg wiedergetroffen. Wir haben zusammen das Spiel geschaut und hatten Zeit zum quatschen.
Empor Berlin spielt im Kleinen Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. Das große Stadion befindet sich gerade im Abriss. Zum Glück
habe ich das im letzten Jahr noch besucht - kurz vor dem Abriss, im Originalzustand. Jetzt sind hinter den Bauzäunen die Tribünen-Ruinen zu sehen. Schon irgendwie traurig. Ich bin sehr gespannt, wie es dann neu aussehen wird. Die vier Flutlichtmasten stehen noch (und bleiben wohl zum Teil erhalten). Beim Besuch im Kleinen Stadion thronen sie im Hintergrund und geben dem Besuch einen sehr schönen Rahmen.
Mir ist in der ersten Halbzeit ein älterer Herr mit Hoodie aufgefallen, bei dem ich kurz dachte, das ist Dietmar Bartsch (ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion im Bundestag). Aber nee, zu abwegig, das kann nicht sein. In der Halbzeit sehe ich ihn von Nahem. Doch das ist er!
Keine zwei Minuten später läuft jemand an mir vorbei, dessen Gesicht ich ebenfalls kenne. Musste mich kurz sammeln – das war Markus Zschiesche, der aktuelle Trainer des Greifswalder FC! Er hat sich in der Pause einen Kaffee geholt, sich wieder auf eine Zuschauerbank gesetzt und entspannt das Spiel geguckt.
Insgesamt waren 80 Zuschauer vor Ort. Neben dem kleinen Heimblock hinter dem Empor Banner kamen heute einige Stuttgarter und Bielefelder Fans dazu. Dazu mein Kollege und ich sowie die “Promis”. Erlesenes Publikum!
Und zu guter Letzt fiel mir ein Zuschauer auf, den ich schon vor zwei Wochen
auf dem ABV-Sportgelände Degerloch in Stuttgart gesehen habe. Ich kannte ihn nicht, aber ich war recht sicher, dass ich ihn wiedererkannt habe. Musste ihn dann direkt fragen und ja, ein VfB-Fan (daher heute in Berlin) und Groundhopper (daher vor zwei Wochen in Stuttgart und heute hier bei diesem Spiel). Die Welt ist klein! Und so haben wir uns bis zum Spielende nett unterhalten und den 3:2 Sieg von Empor zur Kenntnis genommen.
Fazit: Die wertvollsten Dinge kommen meistens in kleinen Verpackungen. Bei keinem Spiel wäre ich heute lieber gewesen als bei diesem!