FC Obermodern - SC Schiltigheim 0:1 (0:0)

Heute in Obermodern habe ich den Ex-Profi Stéphane Tritz gesehen. Kennt ihr nicht? Okay, ich kannte ihn auch nicht. Aber er fiel einfach auf. Er ist der Kapitän des SC Schiltigheim und spielt auf der rechten Außenbahn. Er wird in Kürze 38 Jahre alt. Durch seine grauen Haare war der Altersunterschied zu den anderen Spielern nicht zu übersehen. Er wurde sehr häufig angespielt und dirigierte das Spielgeschehen. Mit hervorragender Technik, Übersicht und Handlungsschnelligkeit hat er viele Situationen mit einer Selbstverständlichkeit aufgelöst, die man in dieser Liga eher nicht sieht. Nach kurzer Zeit hatte ich schon vermutet, dass er in jüngeren Jahren mal höherklassig gespielt hat. Und so ist es. Er hat für FC Tours und Stade Brest in der Ligue 2 gespielt, dazu ein halbes Jahr für Oțelul Galați in der höchsten rumänischen Liga und von 2015 bis 2018 für Preußen Münster in Liga 3. Seit 2021 ist er bei SC Schiltigheim.

FC Obermodern gegen SC Schiltigheim ist ein Spiel der Régional 1 Grand Est, die sechste Stufe in der französischen Ligapyramide. Der FC Obermodern hatte erst elf Punkte auf dem Konto und belegte damit Platz 11 von 14 Mannschaften (wobei es mir scheint, dass ES Gandrage zurückgezogen hat. Die stehen bei null Punkte und null Spielen). Wie viele Teams absteigen, weiß ich nicht, aber Obermodern sollte wohl noch ein paar Punkte sammeln. Schiltigheim dagegen mischt im Aufstiegsrennen mit: Platz drei, fünf Punkte hinter dem Spitzenreiter, vier hinter dem Zweiten. Da ist noch alles drin.

Auf dem Platz war der Unterschied zwischen beiden Team dann auch deutlich: Schiltigheim dominierte das Spiel und hatte gefühlt 90 % Ballbesitz. Sie schnürten Obermodern in deren Hälfte ein, fanden aber kaum Lücken. Trotz erdrückender Überlegenheit blieben Torchancen Mangelware. Obermodern konnte sich nur gelegentlich mit Kontern befreien – und hätte dabei sogar das 1:0 machen können. Nach der Pause änderte sich wenig. In der 71. Minute, mit der zweiten echten Schiltigheimer Torchance im Spiel (nagelt mich hier nicht fest, ich vergesse so schnell, vielleicht war es auch die dritte; bei der Überlegenheit trotzdem viel zu wenig) fiel dann doch die Führung für die Gäste. Und es war eine knappe Sache. Nach einem Abschluss konnte der Torwart den Ball erst halb klären, dann trudelte er langsam Richtung Linie und irgendwann kam der Torwart wieder an den Ball. Ob der Ball wirklich mit vollem Umfang hinter der Linie war? Der Linienrichter entschied auf Tor, während ein Obermoderner Auswechselspieler, der ebenfalls in Sichtlinie stand, heftig protestierte (sogar so vehement, dass er Gelb sah). Ich stand direkt hinter dem Tor, aber keine Ahnung. 50:50. Wie auch immer, es war auf jeden Fall verdient.

Am Jahresanfang hatte ich ja schon mal über die Verbandsvorgaben der National 2 in Biesheim geschrieben. Dort waren mir die überdimensionierten Tribünenzäune aufgefallen. Was heute echt wild wirkte, war der ausfahrbare Spielertunnel. Das hab ich auf der Ligaebene noch nie gesehen. Aus Vereinssicht macht das eher keinen Sinn, sodass es aus meiner Sicht nur eine Vorgabe sein kann. Und falls das wirklich eine Vorgabe ist, stellt sich für mich aber generell die Frage der Sinnhaftigkeit. Sind die Franzosen so ungehalten, dass sie die Spieler auf dem Weg in die Kabine bewerfen? Also müssen Spieler der sechsten Liga vor den Fans beschützt werden? Ich war jetzt schon über 30-mal im französischen Low-League-Football und fand das immer recht gesittet.

Das Stade Municipal de Obermodern hat mir ansonsten gut gefallen. Auf der Gegengerade steht eine Reihe Nadelbäume und versprüht somit ein gewisses beruhigendes Waldambiente. Die Hauptseite hat eine Tribüne mit angeschlossenem Vereinsheim – architektonisch durchaus eigenwillig. Normalerweise sind Gebäude ja rechteckig, aber hier ist die Frontseite des Vereinsheims rund nach hinten gebogen. Die Tribünenstufen sind dann wieder gerade, während die unterste Terrasse erneut der Bogenform folgt. Das wirkt optisch etwas merkwürdig, aber sicherlich hatte der Architekt sich was bei gedacht. Es hat auf jeden Fall was Besonderes.

Fazit: Schöner Ground, gutes Spiel, und einen Alt"star" gesehen. Gelungener Ausflug.